Montag, 10. Dezember 2012

Irgendetwas bleibt haften.

Berlin/ Ruppin

Der bekannte Ghettorapper Haftnotiz (24) verstarb am Wochenende durch einen tragischen Unfall.
Wie am Sonntag bekannt wurde, verunglückte der gebürtige Köpenicker beim Videodreh für seine erste Single "Es ist nicht alles Haft, was klebt" in einer Fabrik für Kleberherstellung.
Augenzeugen berichten, dass durch menschliches Versagen ein Behälter mit Flüssigkleber umgestoßen wurde, in dessen Nähe sich Haftnotiz gerade befand.
Sein langjähriger Co-Rapper und LebensPartner Fär sagte in einem Interview unmittelbar nach dem Unfall: "Isch seh echt immer wieder sein Face, als er gerade die Hook macht und der ganze Klebeshit einfach voll krass über ihn drüberschwappt. Die Memory wird echt ewig an mir haften bleiben, Alter!"

Haftnotiz, der im vorherigen Jahr einen Vertrag bei dem bekannten Label ostRuppin ritaLin unterschrieben hatte, wurde schon im Vorfeld seiner Albumveröffentlichung durch tiefgehende Texte bekannt, mit denen er es schaffte, eine Brücke zum gutbürgerlichen Milieu zu schlagen.
"Haftnotiz vermittelt uns durch seine sehr urbane Lyrik den Eindruck eines Lebens, welches mit schlimmen Erinnerungen, aber auch mit Hoffnung behaftet ist", meint der 54-jährige Gymniasallehrer Prof. Doktor von und zu Eichdorrf aus Berlin-Wilmersdorf.
"Texte wie 'und wenn du denkst, es klebt nicht mehr, kommt von irgendwo 'ne Haftnotiz her', oder 'der frühe Haft fängt die Notiz' sprechen dabei jeden an. Sei es den 15 jährigen Pubertierenden, der nach ersten Erfahrungen sucht und seiner Banknachbarin einen Zettel zuschiebt oder die Hausfrau, die sich schnell den Wocheneinkauf notiert oder sogar mich, denn ich beginne meinen Unterricht niemals ohne meine Notizen."
Ursprünglich arbeitete Haftnotiz (mit bürgerlichem Name Patrick Hartmut), nachdem er seinen Hauptschulabschluss erfolgreich abgebrochen hatte, aushilfsweise in einem Altenheim in Neuruppin. Die Erfahrungen, die er dort gesammelt hatte, verarbeitete er in seinem Debut-Album "Haftcräm". In einem Interview mit der Wild-Zeitung sagte er über diese Zeit: "Ey, dass war echt voll heftig, was da lief, man! Die ganzen Omis und Opis warn den ganzen Tag voll auf Kukident und ham sich nur bescrabbelt oder so. Und die Fenster warn voll vergittert und so, isch kam mir vor wie im Knast, ey!" Besonders eindrucksvoll spiegelt der Track "Aller Anfang Ist Haft" diese Emotionen wieder.
Haftnotiz rappt dort:
"Aller Anfang ist Haft,
doch nich zauberhaft,
es ist hier grauenhaft,
du denkst, du bist alt, er
is schon längst nisch mehr in deinem Alter,
hier bleibst du nich jung, du kannst nur älter werden,
für diesen Knast willst du nich bei deinen Eltern werben."

Besonders schlimm prägte ihn das tägliche Reinigen der Gebisse: "Ey, du glaubst nich, was die alles zwischen die Zähne ham. Und dann klebste das einfach wieder in der ihr Face rein, echt abgefahrn."

Nachdem er in kleineren lokalen Battle's einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben hatte, damals noch unter dem Namen "PH-Wert", wurde der bekannte Berliner Produzent Spaichel auf ihn aufmerksam und nahm ihn sofort unter Vertrag. "Ich war von Anfang an überzeugt, dass sein Album mehr als nur eine Randnotiz in den Plattenkritiken bleiben würde", sagte Spaichel erst kürzlich in einem Interview.

Der nun tragisch zuende gegangene Videodreh sollte ein erster Höhepunkt in der Karriere von Haftnotiz werden. Einige Freunde beschlossen spontan, zu Ehren des Newcomers eine Lokalität mit dem Namen "Haftbar" zu eröffnen.
Die Beisetzung findet in kleiner Runde am Freitag auf dem Friedhof des Altenstifts "Altbacken Neuruppin" statt.

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