Samstag, 1. Juni 2013

Was soll man denn noch schreiben?

Was soll man denn noch schreiben,
wenn Blixa für Bargeld den Beat ausmacht
und Texte der Beatniks aus sich raus lacht.
Wenn Günter in der ersten Reihe bei
Twitter postet, er ist jetzt auch dabei
und es kostet gar nicht mal die Welt,
(hat er in der „Welt“ gelesen)
und resümiert dann später: außer Spesen nichts gewesen.

Was soll man denn noch schreiben,
Glorie, Glorie, Halleluja,
von Youtube die Sexy Julia,
gibt’s jetzt auch bei MTV,
ach nee – RTL2, na wie
auch immer, im TV
läuft doch sowieso nur Grütze,
Bauer sucht Frau mit Pudelmütze.
Und Peter Zwegat streicht den Zwieback,
raus aus den Schulden, rein ins Vergnügen.
Alles Lügen, alle lügen.

Was soll man denn noch schreiben,
zurück in die Zukunft wird jetzt fortgesetzt.
Die Rechte kauft Disney, hat McFly gepetzt.
HD, HD Plus, ach HDF.
Blue Ray, Bluetooth und PDF.
FDP, SPD und CDU.
Schubidu, Diba Dibadu.

Was soll man denn noch schreiben,
wer schreibt, der bleibt, bleibt alles beim Alten.
Der Alte kommt aufm Zweiten
und drückt ein Auge zu.
Dieser Tatort ist ein Fall für Zwei, denn
(die Chefin weiß es im Nu)
die letzte Spur führt nach Berlin.
Unter Verdacht: Ein Sperling.
Der Zuschauer sieht rosarot
und wünscht sich selber tot.

Was soll man denn noch schreiben,
für wen, für was, weshalb, weswegen?
Seitwärts gehen bei altbekannten Wegen?
Von wegen.
Von wegen, am ersten Mai Krawall.
Wohl eher Kraweel, Kraweel! – Oppositionsverfall!
Lautgedichte dienen niemand – außer dem Ohr
Laut Geschichte wusste keiner was – das kommt schon vor.
Drum eifrig, seid naiv, die Kindheit war doch ach so schön
und ich werd schreiben, lest es nicht, s'ist unbequem.

Das nimmt schon alles seinen Lauf, nur keine Angst, ihr werdet sehn
nehmt ihr die Knechtschaft nur in Kauf.

Doch bitte – bitte, lasst mich gehen.

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