Samstag, 30. Juni 2012

Noel Gallagher - Sitting Here In Silence


Es ist ungewöhnlich, eine Rezension über ein Live-Konzert (bzw. dessen Aufnahme) zu schreiben, doch in meinen Augen verdient diese Konzert eine Würdigung.
Noel Gallagher, damals DER Mann hinter Oasis (als Haupttexter und Komponist), spielte am 26. November 2006 ein sogenanntes Semi-Unplugged-Konzert in der Londoner Union Chapel.

Schon alleine die Kulisse ist der Hammer. Hinter Noel und seiner Band (damals noch nicht wie heute die "High Flying Birds") befindet sich die große, aus Stein gefertigte Kanzel,
die dem Ganzen einen massiven, ja ehrfürchtigen Charakter verleit.
Die Beleuchtung besteht größtenteils aus warmen, dezenten Farben, die geschickt eingesetzt werden und alle eher indirekt sind, wodurch die Musik nicht in den Hintergrund rückt. Generell besteht meiner Meinung nach bei einem Rockkonzert eine gute Lichtshow daraus, dass sie dem Publikum als solche nicht bewusst wird.
Und bei diesem Konzert wäre es viel zu schade, wenn die Band und die Musik nebensächlich wären.
Zu dritt wird hier ein Feuerwerk der Höhepunkte aller Gallagher-Song gezündet. Während Noel durchgängig eine Semi-Akustik-Gitarre spielt, wechselt der zweite
Gitarrist zwischen Keyboard und E-Gitarre und der Schlagzeuger setzt sparsame Akzente, meist nur durch Snare oder Schellenring.
Meine absoluten Favouriten sind "Cast no Shadow", "The Importance Of Being Idle" (Weltklasse!), "Wonderwall" (hier in der besten Version überhaupt) und "Slide away".
Insbesondere bei "Slide away" zeigt sich für mich der deutliche Unterschied
zwischen Liam und Noel.
Das von Liam auf "Definitely Maybe" gesungene "Slide away" war Rock'n'Roll. Das war noch Rebellion, der hypothetisch schreiende Freigeist eines unverstandenen Briten
der versucht, den schmalen Grat zwischen Mainstream und Individualität zu beschreiten.
Doch Noel zeigt durch seine Interpretation, dass es in dem Song um mehr geht. Das Rebellion immer die Sehnsucht nach Veränderung ist. Das Sehnen nach Freiheit, die Sucht nach einem besseren Morgen.
Ich glaube, darum sollte es auch bei Musik gehen. Das man seine Ängste und Wünsche durch Musik auszudrücken vermag. Musik fängt dort an, wo Worte versagen.
Insgesamt zeigt dieses Konzert einen Noel Gallagher in Bestform, der scheinbar auf der Höhe seiner Laufbahn zu sein scheint, denn betrachtet man einige jetzige Auftritte, kommt er 2012 stimmlich manchmal doch recht schwach rüber.
Empfehlung, wer sich dieses Konzert anschauen sollte:
- alle Oasis-Fans (aber nur die aus dem Noel-Lager)
- Liebhaber ruhiger, akustischer Musik
- Genießer guter Musik, die gerade mal eine dreiviertel Stunde frei haben






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