Freitag, 13. April 2012

Travis - 'Ode to J.Smith'

Zu einem der Alben, die mich mit am meisten beeinflusst haben, zählt 'Ode to J.Smith' von Travis.
Ich kam mit diesem Album durch meinen Bruder (dessen Musikgeschmack teilweise nicht zu verachten ist) in Kontakt und schon nach einmaligen Hören war ich begeistert davon.
Travis, diese Band, die früher einschmeichelnde, wenn auch keine schlechte, Popmusik gemacht hatten, legten hier ein erstklassiges Rock-Pop Album hin.
Es vereint die rauhe KlangQualität einer typischen Rockplatte, die gleichzeitig mit kristallklaren Melodien der besten Pop-Platten gemischt wird und entpuppt sich obendrein noch als Konzeptalbum über Namenlose Anti/Helden - einfach klasse, was will man mehr?
Ich bewundere die Vielschichtigkeit dieses Albums sehr. Sie beginnt bei der Art, wie die Lieder aufgenommen sind und endet bei der Tiefe und den Metaphern der Lyrics.
Der Opener 'Chinese Blue' erschien mir beim ersten Hören als zu etwas hart für den Anfang. Erst später beim Hören mit Kopfhörern begriff ich, dass es eben darum geht. Um dieses Harte, diesen Wumms.
Warum den Paukenschlag aus der vielzitierten Sinfonie von Haydn nicht gleich mal zu Beginn raushauen? Und mal soll nicht denken, dass dieser Song einem die Akkorde nur brutal um die Ohren schlägt.
Nein, dort ist soviel Geklingel durch die Instrumente drin, dass man beim Hören den Eindruck bekommt, dass man einen Hammer vor sich hat - allerdings aus Porzellan.
Was mir außerordentlich gefällt, ist die Verzerrung der Gitarre. Es ist nämlich die selbe, die die Gitarren teilweise auf dem Ton Steine Scherben-Album "Keine Macht für Niemand" haben.
Für mich eigentlich der Urklang einer klassischen Rockgitarre.
Das nächstfolgende, titelgebende Stück 'J.Smith' besitzt unglaublich viel Raum und Tiefe vom Klang her. Die erste Gitarre hält sich im äußeren linken Hintergrund, während die zweite Gitarre offensiv vorne rechts platziert ist. Bass und Stimme harmonieren mittig und das Schlagzeug gibt beiden einen tollen Rahmen.
Geradezu himmlisch finde ich auch den Wechsel zwischen Chorgesang und Rockrhythmen, die zu einem fulminanten Höhepunkt verschmelzen, um dann rapide abzufallen, damit das Anfangsthema der Gitarren wieder ertönen kann.

Genauso einmalig aufgenommen ist 'Long way down'! Wieder ist die erste Gitarre im linken Hintergrund, diesesmal aber noch mehr an den Rand gedrängt und verzehrter, während die zweite Gitarre viel mehr vorne rechts dominiert.
Die anfängliche Verwendung von ShoutAndResponse der Gitarren und das Lennon-artige Shouten der Zeilen
'Mama
An eye for an eye
You'd say you'd never take a side
Papa
I'm too young to die
They're never taking me
They're never taking me alive'
runden das Ganze zu einem perfekten Rocksong ab.
Neben den Lyrics verdient bei 'Broken Mirror' die jammernde Gitarre Beachtung. Ja, jammer uns voll, kleine Gitarre! =D

'Last Words' - herrlich. Ein Banjo, hölzernes Rumgeklapper vom Schlagzeuger und ein warmer Bass, was kann es schöneres geben?

Kommen wir zu meinem absoluten Lieblingslied auf dieser Platte - 'Friends'.
Ich muss nur den ersten jaulenden Ton der Gitarre hören, um hinzuschmelzen. Die Melodie, das Zusammenspiel der Instrumente (man beachte wieder den Bass und auch, was die Gitarren spielen)
und das Thema des Songs sind einmalig und wunderschön.
Gänsehaut verursacht bei mir das letzte Lied des Albums 'Before you were young'.
Diese Zeilen würde ich, wenn ich viel Geld hätte, auf eine dieser grauen Häuserwände im Ghetto malen lassen. In hellen, ins orange gehenden Tönen, verziert mit farbenfrohen Darstellungen der Natur.

Fazit: Dieses Album hat mich sehr beeinflusst, da man zum einen merkt, dass hier noch Musik aufgenommen wird, mit Liebe zum Detail. Es werden nicht alle Instrumente gleichgeschaltet, sei es bei der Lautstärke oder bei der Platzierung im hörbaren Raum, und zum anderen, weil es rein von der Musik her einfach saumäßig bockt! Yeah! =D

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