Oder
Ausverkauf
im Kulturkaufhaus – warum wir über die Wertigkeit von Kultur und
Wertesystemen neu nachdenken müssen
früher
Ich
entstamme einer Generation, die schrittweise mit analogen und
digitalen Medien aufgewachsen ist. Wir hatten Bücher, Zeitschriften,
Magazine, Zeitungen und die Werbung aus dem Briefkasten. Ich hatte
einen Kassettenrekorder, einen Walkman, einen Diskman, einen Gameboy
und einen MP3-Player. Meine Eltern hatten einen Fernseher, einen
VHS-Rekorder, einen DVD-Player, ein Radio, eine HIFI- Anlage und
einen Schallplattenspieler. Mein Vater hatte seit den frühen 90er
Jahren ein Handy und ich bekam meins im Jahr 2000. Mein Bruder hatte
einen Computer, einen Schneider-Euro II-Pc. Einer, wo das
Diskettenlaufwerk noch in die Tastatur eingebaut war.
Mein Vater
hatte später auch einen Laptop.
Ich
nutzte alle Medien mit großer Aufmerksamkeit und Hingabe, von Zeit
zu Zeit mal mehr und mal weniger.
Ich schätzte alle Vorteile
dieser Medien von vorne rein als etwas großartiges. Ich lernte durch
sie auch die ein oder anderen Kunstwerke der Menschheitsgeschichte
kennen – sei es als direktes Erleben oder zumindest vom
Hören-Sagen.
Und
was bei meiner medialen Entwicklung wichtig ist – ich lernte von
Anfang an auch, dass man eigentlich generell für jeglichen Inhalt,
oder neudeutsch content, bezahlen muss. Vom Buch bis zum
Fernsehprogramm, von der Schallplatte bis zur MP3-Datei – Alles
kostet Geld. In vielen Fällen konnte man öffentliche Bibliotheken
nutzen, die einen den Inhalt und sein dazugehöriges Medium
vorübergehend zur Verfügung gestellt haben, ABER EBEN NICHT
DAUERHAFT.
Im Fall von Musik war das kein Problem:
Man lieh
sich eben eine Cd aus und überspielte diese auf Kassette. Dauert
zwar etwas, die Qualität leidet, aber: Der Inhalt blieb
erhalten.
Bei gedruckten Medien war das schon schwieriger.
Den
ganzen Brockhaus abkopieren? Wohl eher nicht.
Mit der
zunehmenden Bezahlbarkeit von Personalcomputern und dem Aufkommen von
Dsl-Flatrates wurde alles wesentlich einfacher.
„bei
Youtube ist die auch schon oben!“
„Hast
du schon die neue Cd von Korn gehört? Nee? Mensch, musste ma gucken,
gibt’s schon als Torrent... und bei Youtube ist die, glaube ich,
auch schon oben!“
Dieser Gesprächsfetzen dokumentiert einen
historischen Wendepunkt für uns sogenannte Käufer und für die
Industrie.
Noch nie in der Geschichte war es so einfach, Musik
kostenlos und mit wenig Aufwand zu bekommen, sodass man innerhalb
kürzester Zeit vom Musik-Hörer zum Musik-Konsumenten werden konnte.
Geile Sache! Mucke hören bis zum Ohrensausen.
Ohrensauen bekam auch die Industrie! Napster, Rapidshare und Torrentseiten boomten, als ob ein
neuer barmherziger digitaler Jesus auf das Netz herniedergekommen
wäre und nun seine guten Gaben verteilen würde.
Sofort wurden
Gegenmaßnahmen ergriffen. Kopierschutz, drakonische Strafen,
Kampagnen zur Verunglimpfung der „Netzpiraten.“ Man sollte das
Gefühl bekommen, dass Verletzungen der Urheberrechte unethisch
wären. Schlimmer als Pädophilie und Massenmord.
Diese Taktik
setzte sich nicht durch.
Diese Taktik wiederholte
sich.
Nachdem der böse, ehemals brave, Käufer die
Musiklandschaft abgegrast hatte, fiel er nun wie die Heuschrecken
über die Filmbranche her.
Kino(x).to ist noch heute eine Freude
für Mainstream-Filmliebhaber.
Und wieder schrie die
Branche auf! „Mord! Feuer! Gefängnis!“
In fröhlicher
Wiederkehr gab es Berichte über Zahlungen von Privatpersonen an die
Filmindustrie. Viele Schauspieler sprachen sich gegen
Filmpiraterie aus, es wurden Kampagnen gestartet, man versuchte---
man kennt es.
bezahlt
wird nicht
Das
Ganze wiederholt sich jetzt mit den E-Books. Doch auch hier bringen
Kopierschutzmaßnahmen nur bedingt bis gar nichts etwas. Die Regel lautet: ist es digital, kann man es, mit hohem oder niedrigem Aufwand,
kostenlos bekommen.
Das
Medium an sich, als Transporteur für den Inhalt, den content, tritt
in den Hintergrund. Die vormals zwangsläufige Verknüpfung von
Medium und Inhalt wird plötzlich aufgelöst und hat für das Medium
oftmals scheinbar keine Legitimation mehr. Warum für ein E-Book
genauso viel bezahlen, wie für ein gedrucktes Buch? Man will es doch
schließlich nur lesen, wieso sollte man auch noch die Kosten für
Papier und Einband bezahlen?
Wenn es dabei bliebe, wäre ja
alles noch gut. Okay, man verlangt etwas weniger Geld und lässt sich
nur noch den Inhalt, ob visuell oder akustisch, bezahlen. Aber
im Internet und besonders im Web 2.0, welches scheinbar so wunderbar
kostenlos funktioniert, hat sich die Mentalität breit gemacht:
BEZAHLT WIRD NICHT!
Als
Informationskonsument, bzw. regelrechter InformationsFANATIKER gebe
ich gerne offen zu, dass auch ich ein Vertreter dieser
quasi-kommunistischen Mentalität á la Dario Fo bin. Bildung sehe
ich als Menschenrecht und Volksgut an und somit ist jede Art von
Information, ein Stück Bildung für mich. Ich habe kostenlos mehrere
Feeds der Themengebiete Internet, Digitales, Kunst und Kultur
abonniert, Musik kaufe ich schon jahrelang nur noch selten, Kinox.to
ist eines meiner am häufigst genutzten Lesezeichen und kostenfreie
Bücher für meinen Tolino – na, das Internet hat mich bis jetzt
auch hier nur selten enttäuscht.
nur
noch fünfmal singen
Und
seien wir mal ehrlich:
Der Nutzen von kostenfreien digitalen
Inhalten liegt doch auf der Hand!
Beispiel
Film:
Wenn ich eine DVD einlege, brauche ich geschätzte 7
Minuten, bis sich der Hauptfilm abspielen lässt, weil ich erst
mehrere Belehrungen über das Verbot widerrechtlicher Verbreitung
abwarten muss (die sich natürlich NICHT wegschalten lassen), Trailer
für andere DVD's über mich ergehen lassen muss (die sich natürlich
meistens AUCH NICHT wegschalten lassen – Verdammt, Adam Sandler,
ich kann dein Gesicht nicht mehr sehen, verschwinde!), dann gibt es
noch das DVD-Menü und DANN, ja dann, kommt endlich der Film.
Nutze
ich Kinox.to, brauche ich höchstens 2 Minuten – Film suchen,
Streamanbieter auswählen, kurz vorladen lassen und TADA: Der Film!
Und OHNE ADAM SANDLER UND NOCH FÜNFMAL SINGEN!
Sollte nicht
eigentlich das Produkt, welches ich legal erwerbe, viel komfortabler nutzbar sein?
Thema
E-Books: Dieses alte Medium Buch, welches uns hier in neuem,
teilweise aufgeregendem Gewand präsentiert wird, muss jetzt schon
wieder einen Schritt zurücktreten hinter dem Wettkampf der Konzerne.
Amazon mit seinem Produkt Kindle kämpft um die Vorherrschaft auf dem
deutschen Markt mit der Konkurrenz Telekom/Weltbild mit deren Produkt
Tolino.
Warum zur Hölle kann ich E-Books, die ich bei Amazon
erwerben möchte, nicht mit meinem Tolino lesen? Warum bin ich, wenn
ich das trotzdem möchte, quasi gezwungen, illegale Mittel zu
verwenden?
Als ob man im Kindergarten wäre! „Nee, du darfst
nicht mit uns spielen, deine Eltern haben keinen Kindle! Nur wer
Kindle hat ist cool! Wir sind cool, wir lesen Harry Potter auf
unserem Kindle und bist nicht cool, weil du Emil und die Detektive
auf dem Tolino liest.“
Herrgottnochmal!
schöne neue Welt
Aber
oftmals ist es auch gar nicht der Fakt der vermeintlich unpraktischen
Nutzungsweise einiger Produkte. Ich bin auch ein vehementer
Verfechter von Open-Source und freier Software. Einige der Programme,
welche wir tagtäglich am Computer nutzen, sind Open-Source oder eben
Frei, als Beispiel sei hier nur Mozilla Firefox genannt. Das
Betriebssystem, welches ich nutze, Ubuntu, ist legal frei verfügbar
und dieser Text wird mit LibreOffice erstellt, welches unter der
Lizenz freier Software läuft.
Für
fast jedes kommerzielle Programm gibt es irgendeine Anwendung, die
von der Community kostenfrei zur Verfügung gestellt wird und auch alle
Funktionen beinhaltet oder diese sogar noch verbessert.
Wenn
also fast jeder digitaler Inhalt kostenfrei zur Verfügung gestellt
werden kann, warum soll ich dann noch zahlen?
Für
die Antwort müssen wir einen Blick auf unser Gesellschaftssystem und
unser Selbstverständnis als Gesellschaft werfen.
Die
westliche Welt definiert sich pauschal gesagt, als frei und
demokratisch und liberale Grundwerte gelten besonders für die
Wirtschaft als oberste Priorität. Der Markt reguliert sich durch
Angebot und Nachfrage selbst, Einmischungen durch den Staat werden
selten gern gesehen.
Für Kunstschaffende bedeutet dies
folgendes: Sie sind zwar frei und haben auch das Recht ihrer Kunst nachzugehen,
solange sie nicht Menschenrechte oder bestimmte Gesetze verletzen – aber ihnen fehlen oftmals die Mittel dazu. Die
allerwenigste Kunst kann ohne Hilfsmittel geschaffen werden. Die
Hilfsmittel kosten Geld. Oder tritt man einen Schritt zurück: der
Lebensunterhalt eines Künstlers kann nur mit Hilfe von Geld
bestritten werden. Für einen Künstler bleiben demnach zwei
Alternativen. Entweder er verdient Geld durch eine Arbeit, die
gesellschaftlichen Nutzen hat und kann sich dementsprechend nicht mit
voller Kraft seiner Kunst widmen. Oder er ist auf die Unterstützung,
dass frühere Mäzentum, von anderen Menschen oder Institutionen
angewiesen.
Und hier tut sich das Problem auf.
Für
bestimmte künstlerische Projekte, wie zum Beispiel einen
abendfüllenden Kinofilm, benötigt man einfach alle verfügbare Zeit
und kann dementsprechend keinen zusätzlichen Job annehmen und ist
auf fremde Gelder angewiesen.
Nehmen
wir einmal an, es würden schlagartig sämtliche Einnahmen durch
Kinovorführungen, DVD-Verkäufe und Video-on-Demand-Plattformen
wegfallen, weil jeder Konsument, Filme nur noch über illegale
Videostreams sieht. Die einzige Möglichkeit, einen Film jetzt noch
zu realisieren, wäre mit Hilfe öffentlicher Fördergelder, welche
dann letztlich durch den Staat kommen. An dieser Stelle könnte sich
ein Phänomen entwickeln, welches man als „indirekte Zensur“
bezeichnen könnte. Bestimmte Filme, welche sich kritisch mit
bestimmten Themen der Gesellschaft oder mit herrschenden politischen
Verhältnissen auseinander setzen, würden nicht mehr entstehen, weil
es dafür keine Genehmigung für Fördergeld mehr geben würde. Oder
auch Filme, die zum Beispiel die deutsche Geschichte kritisch
beleuchten, würden nicht gedreht werden, weil die Sichtweise dem
Staat nicht gefällt – also gibt es einfach kein Geld, tut uns
leid, Herr Kritischer Filmemacher, der uns schon lange aufgefallen
ist...
mehr
Demokratie wagen
Natürlich
ist dies ein Beispiel, welches speziell auf das Medium Film
zugeschnitten ist und natürlich ist es auch überspitzt. Wichtig an
diesem Problem ist aber folgender Fakt, der allgemeingültig ist: Der
Weg zwischen Kunstschaffenden und Kunstbetrachtenden ist zu
verschlungen. Die Vertriebswege müssen neu überdacht
werden!
Wieviel von dem Einnahmen, die durch einen Film, ein
Musikalbum oder ein Buch entstehen, kommen letztlich wirklich den
Menschen zugute, die die Kunst, oder, weil sich über die
Kategorisierung Kunst oftmals gestritten wird, das Produkt,
geschaffen haben?
Was
wäre, wenn man als Konsument direkt dafür sorgen könnte, dass das
Geld, welches man für ein Produkt bezahlt, wirklich auch nur den
Leuten zugute kommt, von denen das Produkt stammt?
Was würde
passieren, wenn ich einen Film LEGAL kostenfrei im Internet anschauen könnte
und diesen so gut finden würde, dass ich der Meinung bin, dass die
Idee des Drehbuchautors gewürdigt werden müsste in Form von Geld?
Ich habe nicht viel, aber mir wäre es wert, dafür etwas zu
geben?
Oder anders, der Film hat mir nicht gefallen, aber diese
eine Nebendarstellerin, die fand ich wirklich gut, dafür möchte ich
zahlen?
Oder das schon oben erwähnte neue Album von Korn gefällt
mir sehr gut, außer der Schlagzeuger, der hätte sich ruhig mehr
Mühe geben können, der bekommt von mir etwas weniger Geld.
Was
wäre, wenn man, mit den Worten von Willy Brandt, „mehr Demokratie
wagen“ würde, bloß diesmal in der Kunst?
Was
würde passieren, wenn man Leistungen direkt bezahlen könnte?
Würde
es einen Aufschrei der Gesellschaft geben, von wegen Werteverfall,
man kann Talent nicht mit Geld bewerten?
Ist das wirklich so?
Oder
würde es ein Umdenken geben und die Inhalte würden wieder ihre
Wertigkeit, die sie auch verdienen, zurückerhalten?
Natürlich, das ist alles reine, subjektive Spekulation.
Ich kann nur von mir
sprechen.
Ich
habe oft Filme gesehen, von denen ich absolut begeistert war, die
durch ihre Machart oder ihre Aussage einen hohen Wert für mich
bekamen. Oder Musik-Alben, die mich inspiriert haben, Bücher, die
mich beeinflusst haben. Deren Wertigkeit ich hätte honorieren
wollen. Für die ich bereit gewesen wäre, mehr auszugeben, als der
Handelspreis.
Und
genauso oft musste ich für Sachen bezahlen, die sich hinterher als
absoluter Schrott herausgestellt haben, bei denen ich mich ärgerte,
dass ich sie gekauft habe.
Eine Bekannte von mir handelt nach
folgender Maxime: „Ich kaufe DVD's nur, wenn ich den Film vorher
gesehen habe!"
„Wenn alle Inhalte für immer kostenlos zur Verfügung stehen
würden, würde keiner mehr etwas bezahlen!“
Und
ich glaube, dass ist das Grundproblem:
Es gibt einfach zu viel an
Filmen, Musik und Büchern, die man auf der einen Seite gerne
besitzen wollen würde, auf der anderen Seite möchte man aber auch
nicht die Katze im Sack kaufen.
Ich höre schon die
Gegenstimmen:
1.
„Wenn man wissen möchte, ob etwas gut ist, liest man sich eben die
Kritiken und Rezensionen durch, dann weiß man doch, ob einem das
gefallen wird oder nicht!“
- Wirklich? Ist das wirklich so?
Die
Auswahl eines guten Kritikers ist fast so schwierig wie das Finden
eines guten Lebenspartners.
Natürlich,
es gibt immer die Mainstream-People, die nur auf den nächsten Adam
Sandler-Film warten, diese Menschen brauchen keinen Kritiker.
Aber
für anspruchsvollere Menschen, die Filme auch hinterfragen, ist das
schon schwieriger. Natürlich findet man immer wieder Menschen, die
ungefähr die gleichen Filme mögen, trotzdem können die aber auch
mal einen Film empfehlen, der mir nicht gefällt. Und dann sitzt man
zuhause, mit der vorbestellten Sonderedition-Stealbox mit
Audiokommentaren des Regisseurs, Filmposter und Actionfigur und
ärgert sich grün, weil der Film doch schlecht war (bis man dann
auch entdeckt, warum das so ist: Adam Sandler war Co-Drehbuchautor,
aargh!)
Die
Empfehlung eines Kritikers kann manchmal alles bedeuten und manchmal
nichts!
2.
„Wenn alle Inhalte für immer kostenlos zur Verfügung stehen
würden, würde keiner mehr etwas bezahlen!“
- Wirklich? Ist das
wirklich so?
Die
Band Radiohead veröffentlichte 2006/2007 das Album „In Rainbows“.
Zur damaligen Zeit wurde, mangels Vertrag mit einer Plattenfirma,
das Album nur im Eigenvertrieb über die Internetseite der Band
angeboten. Jeder, der das Album runterladen wollte, konnte selber den
Preis bestimmen. Viele zahlten nichts, viele zahlten auch mehr, als
man normalerweise für eine Cd bezahlen müsste. Die Leute konnten
selber bestimmen, wieviel ihnen die Musik wert ist.
Dabei
sind Radiohead nicht die einzige Band, die diesen oder einen
ähnlichen Weg bestritten. Die Band Nine Inch Nails veröffentlichen
Teile ihrer „Ghosts I-IV“-Platte kostenfrei im Internet und das
darauffolgende Album „The Slip“ komplett kostenfrei im Internet.
Und beide Bands sind immer noch erfolgreich und mussten keine
Verschuldung hinnehmen.
Interessant zu erwähnen ist hier
vielleicht noch das „Supporter-Modell“ der deutschen Band
Einstürzende Neubauten. In den Jahren 2002 bis 2007 bekamen 2000
Fans, welche sich auf der Internetseite der Band eingetragen hatten,
die Möglichkeit, an dem Prozess der Entstehung von drei Alben sowohl
passiv als auch bedingt aktiv beteiligt zu sein. Gegen eine bestimmte
Summe Geld konnten sie zum Beispiel über Webcam und Chat an den
Proben beteiligt sein und Vorschläge zu bestimmten Liedern abgeben.
Des weiteren erhielten sie exklusive Musikstücke und hatten Zugang
zu Alben, welchen die Öffentlichkeit nicht oder erst später
erhielt.
Ausverkauf im Kulturkaufhaus
Ich
habe noch lange nicht alle Punkte genannt, die bei dieser Problematik
wichtig wären.
Ich
kann verstehen, dass es bei der Vorstellung legaler kostenfreier
digitaler Inhalte, Aufschreie aus der Vertriebs- und
Vermarktungsindustrie gibt (und damit meine ich nicht die
Konzernbosse, sondern die Menschen, die dadurch einen Arbeitsplatz
verlieren würden).
Ich
kann aber sehr wohl auch die Seite der Konsumenten, die es nicht
einsieht, für jeglichen Inhalt zu bezahlen, verstehen.
Vielleicht
noch zwei Anekdoten zum Schluss als Denkanstoß.
Anekdote
1:
Blixa Bargeld, der Sänger der bereits erwähnten Einstürzenden
Neubauten, sagte einmal zum Thema Kopierschutz, dass er es nicht
einsehen würde, der Industrie schon wieder Geld für MP3-Dateien
geben zu müssen, wo er vormals für die Schallplatte, die
Musikkassette und die CD des selben Albums bezahlt hätte.
Anekdote
2:
Ich kaufte mir vor einigen Jahren in der, mittlerweile
geschlossenen, Wohlthat'schen Buchhandlung am Alexanderplatz eine
Benedikt-Bibel. Die Wohlthat'sche Buchhandlung hatte zu dieser Zeit
seit gefühlten Jahrzehnten Ausverkauf, weswegen besagte Bibel nur 10
€ anstatt 40 € kostete. Mir war der Preis allerdings ziemlich
egal. Natürlich freute ich mich über diesen großen Rabatt, ich
hätte aber auch mehr ausgegeben. Weil es für mich nicht um den
materiellen Wert, sondern um den ideellen Wert ging. Mir ging es
nicht darum, etwas „zu haben“, sondern darum, was ich „davon
habe“. Erst das Lesen der Worte und die Aneignung des
Verständnisses der Bibel hatte für mich den sogenannten Mehrwert.
Und dieser, ist für mich unbezahlbar.